No. 2 (2007)
Studies

"Good memory", funeral sermons and older historiography. German funeral sermon over Cardinal Harrach in 1667.

Radmila Pavlíčkova
Palacký University Olomouc

Published 2007-01-01

How to Cite

Pavlíčkova, R. (2007). "Good memory", funeral sermons and older historiography. German funeral sermon over Cardinal Harrach in 1667. Theatrum Historiae, (2), 137–155. Retrieved from https://theatrum.upce.cz/index.php/theatrum/article/view/1788

Abstract

Im Herbst 1667 verstarb der Prager Erzbischof, Kardinal Ernst Adalbert Harrach (1598-1667). Unmittelbar darauf wurden in Prag und Wien mehrere Leichenpredigten und Funeraldrucke veröffentlicht, unter ihnen die deutschsprachige Leichenpredigt des Prager
Kanonikers Christian Augustin Pfaltz von Ostrig. Das Ziel der Begräbnisprediger war es
(außer den Hinterbliebenen Trost zu spenden und an die Notwendigkeit von Gebeten für die Seele der Verstorbenen zu erinnern), zum guten Gedächtnis und Erinnerung beizutragen. Eine Leichenpredigt übermittelt – unter Verwendung der genauen biographischen Angaben – ein allgemeines Ideal; die gefeierten christlichen Tugenden sind mit der konkreten Lebensgeschichte verbunden und die panegyrische Ausprägung nähert die Predigt dem Heiligenlob, einschließlich der Verwendung vieler legendenhafter Topoi. Hier drängt sich die Frage auf, inwieweit die Prediger in ihrer Konstruktion und Interpretation des Lebens eines Verstorbenen erfolgreich waren – ob und auf welche Weise die Leichenpredigten als eine relevante historische Quelle durch die zeitgenössische und moderne Historiographie rezipiert worden sind. Die Analyse der Leichenpredigt von Pfaltz (die gründliche Passagen über die Familie Harrachs, das Geschlecht, das Jugendalter und die Karriere enthält) und der Vergleich mit der Monographie über Harrach von F. Krásl aus dem Jahr 1886 (die bis zum Buch von A. Catalano aus dem Jahr 2005 die einzige Synthese bot) hat mehrere Übereinstimmungen gezeigt, in deren Krásl mehr oder weniger auf die Leichenpredigt von Pfaltz zurückgriff. F. Krásl hat freilich nicht direkt mit der Leichenpredigt gearbeitet. Er hat zwei Arbeiten aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts ausgewertet (Poselkyně starých příběhů českých von Beckovský und Berghauers Protomartyr poenitentiae), die die Leichenpredigt von Pfaltz benutzten – durch ihre direkte Wiedergabe (Berghauer) oder durch ihre Nacherzählung (Beckovský). Die Leichenpredigten boten oft die ersten biographischen Zusammenfassungen und gaben den Historikern nicht nur mehr oder weniger ausführliche Informationen an die Hand, sondern auch (und vielleicht vor allem) die ersten Interpretationen der Lebens geschichte sowie ein paar der anschaulichsten Episoden aus dem Leben der Verstorbenen. Darüber hinaus lassen sich auch die verwendeten Stilfiguren bzw. die Rhetorik der Predigten selber analysieren. In Harrachs Fall sind in die Geschichtsforschung vor allem die aus dem literarischen und hagiographischen Kanon entnommenen Motive übergegangen.

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