Published 2006-01-01
How to Cite
Abstract
Der Tabakanbau für die industrielle Verarbeitung in Cisleithanien war beschränkt
auf einen Teil von Galizien und einige Grenzgemeinden in der Bukowina nach 1869, auf Dalmatien allmählich nach 1884 und auf ein traditionelles Anbaugebiet in Südtirol, wo die österreichische Legislative aus dem Jahre 1828 an die napoleonischen Regelungen aus dem Jahre 1810 anknüpfte. Ungarn und Bosnien und Herzegowina, wo Tabak in viel größerem Maße angebaut wurde, wurden diesbezüglich als vollkommen selbständige Gebiete behandelt. Dalmatien war für den Tabakanbau von den cisleithanischen Gebieten am günstigsten. Dortige Landwirte beteiligten sich darüber hinaus auch an der ersten Phase der folgenden Materialverarbeitung – an der Trocknung; in Galizien und Bukowina sogar teils auch an der Fermentation der abgeernteten Blätter. In Südtirol verlief die Tabakernte ganz anders, hier wurden nicht die einzelnen Blätter nach ihrer Reife geerntet, sondern immer alle Pflanzen aus dem ganzen Feld gleichzeitig. Die Trocknung und die folgende Fermentation wurden schon außerhalb des Gutes durchgeführt. Der beste Tabak wurde im Süden Dalmatiens angebaut. Der Tabakanbau war für die Landwirte aus allen genannten Gebieten deswegen günstig, weil der Ankauf des ganzen zur Verarbeitung verwendbaren
Materials vom Staat garantiert wurde. Die unbrauchbaren Reste mussten kommissionell vernichtet werden und wurden nicht bezahlt. Der Tabakanbau für die industrielle Verarbeitung brachte in dieser Zeit Geld in die Gebiete Cisleithaniens, die einen stark landwirtschaftlichen Charakter hatten, und half teilweise zur Stabilisierung der sozialökonomischen Situation dieser.